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  • AutorenbildRemi

4 - DIE BEHANDLUNG


Illustration @mehdi_ange_r (INSTAGRAM)

Heute werde ich euch von einem Teil meiner medizinischen Behandlung erzählen seitdem ich erfahren habe, dass ich HIV positiv bin.

Zuersteinmal solltet ihr wissen, dass ich als ich mit HIV diagnostiziert wurde, eine Serokonvertierung durchlaufen bin.

Was ist diese sogenannte Serokonvertierung ? Ich werde es nicht aus ärztlicher Sicht erklären, da ich keiner bin, aber ich werde es in meinen eigenen Worten erläutern.

Serokonvertierung ist die Phase, in der sich der Virus langsam in dem Körper verbreitet. Am Anfang meiner Erkrankung war ich sogar sehr krank, mit all den Symptomen die man bei einem pfeifferischen Drüsenfieber hat. Zu dem Zeitpunkt habe ich einen HIV Test gemacht, dieser war allerdings negativ da es zu früh war den Virus im Körper festzustellen.

Meine Geschichte ging weiter, als ein neuer Arzt meine Behandlung übernahm, der, den der Arzt aus dem Center mir empfohlen hatte. Zur selben Zeit, wurde ich außerdem zu einem Spezialisten für ansteckende Krankheiten im Bichat im Pariser Krankenhaus überwiesen.

Da der Virus bei mir sehr früh in der Anfangsphase entdeckt wurde, auf dem Höhepunkt der Primärinfektion, lud mich der Professor ein an einer Forschungsstudie in einer Gruppe teilzunehmen, zu der ich heute immernoch beitrage. Ich habe mir zu der Zeit gesagt, dass ich jetzt wo ich infiziert bin, auch der Wissenschaft weiterhelfen kann. Ein anderer Arzt kümmert sich um mich im Zusammenhang dieser Forschungsgruppe, zusätzlich zu dem behandelnden Professor. Also habe ich 2 privilegierte Ansprechpartner. Die beiden Aerzte haben allerdings verschiedene Aufgaben: Der eine entscheidet über meine Behandlung (Der Spezialist für ansteckende Krankheiten) und der andere Unterstützt mich eher bei persönlichen Angelegenheiten und meinem Lebensstil. Mit diesem Arzt habe ich natürlich ein ganz anderes, intimeres Verhältnis.

Nur nebenbei, diese Aerztin hat mir währen meiner letzten Behandlung mitgeteilt, dass sie mich nun nicht mehr behandeln würde da sie schwanger war. Meine erste Reaktion darauf war nicht sehr positiv. Ich kann mich glücklich schätzen dass ich von sehr kompetentem Personal betreut werde mit denen ich nach 10 Jahren eine Verbindung und Vertrauen aufgebaut habe. Deshalb muss ich zugeben, dass die Neuigkeiten mich etwas nervös gemacht haben. Ich hatte aber Hoffnung und immernoch positive Gedanken nach der Verkündung dieser Neuigkeiten ... glaube ich zumindest ..

Zuerst traf ich den Spezialist für ansteckende Krankheiten. Meine ganze Familie kam zu meinem ersten Termin (die ich in der Zwischenzeit informiert hatte, aber mehr dazu später). Ich ging alleine in das Behandlungszimmer. Die Aerztin erklärte mir im Detail meine Diagnose, was nun passieren würde und, um es zusammen zu fassen, dass ich sofort die Behandlung anfangen würde, obwohl meine Testergebnisse gut waren. Ich muss zugeben dass mich das überrascht hat, da mein Hausarzt zu mir sagte dass die Behandlung oftmals erst Jahre später angefangen wird.

Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet, aber hatte ich eine andere Wahl als dem Professor zu vertrauen ? Nicht wirklich.

Warum die Behandlung ? Es gibt zwei Möglichkeiten um HIV zu bekämpfen.

Die Virenbelastung, welche eine Messung der Ausbreitung des Virus in unseren Zellen ist. Das Ziel ist es, das Virus unaffindbar zu machen. Sobald es unauffindbar ist, und das für einen gewissen Zeitraum, heißt es kann man den Virus nicht mehr verbeiten da es unter Kontrolle ist. Ich werde später noch auf diese „Unauffindbarkeit“ zurück kommen, da es sehr viel komplexer ist als es klingt.

Der zweite, wichtige Punkt ist zu checken ob genug CD4 Zellen im Körper vorhanden sind.

CD4 ermöglicht dem Immunsystem sich zu verteidigen, und gibt ihm daher die Möglichkeit sich vor sogenannten „opportunistischen“ Krankheiten zu schützen.

Um das ganze zusammen zu fassen: Desto niedriger die Virenbelastung und höher die CD4 Anzahl, desto besser.

Selbstverständlch gibt es noch viele andere wichtige Punkte, aber ich bin kein Arzt.

Welche Behandlung man erhält, entscheidet der Arzt je nach Person individuell. Meine Behandlung begann mit Atripla. Eine Kapsel pro Tag, immer um die gleiche Tageszeit. Es hört sich verrückt an, aber meine Behandlungsmethode ist nicht einschränkender als für eine Frau die die Pille nimmt (zum Beispiel).

Mental wurde mir zu dem Zeitpunkt klar, dass ich „krank“ war (krank in Anführungszeichen, weil die Behandlung die Infektion sehr real macht).

Darauf folgten 2 oder 3 Monate begleitet von sehr unangenehmen Nebenwirkungen: Gelbsucht, Übelkeit, Durchfall, schlaflose Nächte und völlig psychedelische Träume (das war ziemich lustig), Unverträglichkeit auf Alkohol (aber das hat sich seither gelegt, zum Vorteil für mein Sozialleben), etc.

Auf lange Sicht gesehen bleiben manche Nebenwirkungen bestehen, insbesondere die Verteilung von Körperfett in meinem Körper, die nun völlig anders ist, und Gewichtszunahme. Ich werde auch darauf warscheinlich später nochmal eingehen, da ich so viel über dieses Thema erzählen kann, dass es ein Kapitel für sich ist.

Eine Nebenwirkung der Behandlung waren auch Depressionen. Es hat ein paar Jahre gedauert bis ich diese Phase überwunden hatte, aber heutzutage habe ich es längst überstanden und das ist das allerwichtigste. Ich werde warscheinlich später noch von meinem Selbstmordversuch berichten, aber zuersteinmal muss ich noch tausend andere Dinge erzählen.

Seit der Behandlung mit Atripla habe ich 2x das Mediament gewechselt. Für kurze Zeit nahm ich Stribild, und aktuell werde ich mit Genvoya behandelt. Von diesem habe ich einige Nebenwirkungen bekommen, zur Verwunderung meines Arztes da die enthaltenen Molekühle die gleichen Waren wie in dem vorherigen Medikament. Nach 2 Monaten waren die Nebenwirkungen verschwunden. Heutzutage habe ich garkeine Probleme mehr damit. Seit 10 Jahren ist die Virenbelastung in meinem Körper unauffindbar. Die Anzahl von CD4 erhöht sich stetig (langsam, aber sie erhöht sich).

Es ist möglich, dass ich ein Spezialfall bin, aber ich glaube nicht daran. Ich spreche hier allerdings nicht von Menschen die in Ländern leben, in denen Zugang zu solchen Behandlungen erschwert ist, ich weiß dass ich mich sehr glücklich schätzen kann. Ich kann euch versichern, dass die meisten Menschen um mich herum die erst durch diesen Artikel erfahren haben dass ich HIV positiv bin, sehr überrascht waren.



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